Samstag 16. und Sonntag 17.09.2006 20:00 Beckett-Lesung auf Deck 1
Gelesen wird "Mercier und Camier" von Valentin Jeker und Carlo Ghiradelli in einer gemeinsamen Strichfassung.
Mercier und Camier sind Tramps, auf jeden Fall ziehen sie m eine Stadt herum, hinein und wieder hinaus. Im Gepäck haben sie einen Regenschirm, ein Fahrrad, einen Regenmantel und einen Sack. Die beiden kommen nicht weit, immer wieder kehren sie an den Ausgangspunkt ihrer Unternehmung zurück.
Sie sind ziellos, doch da ist Nichtgreifbares, Unbeschreibbares, etwas, das sie unbedingt tun müssen. Sie vereinbaren Treffen, die platzen, oder zur falschen Zeit stattfinden. Sie reden und reden, drehen sich im Kreis, wollen sich trennen, haben voneinander genug. Gehen schließlich doch gemeinsam weiter, gewiss, ins Ungewisse. Die beiden Rastlosen sind Wladimir und Estragon aus "Warten auf Godot".
Entstanden ist der Roman "Mercier und Camier" bereits 1946, veröffentlicht hat ihn Beckett erst 1970. Es war der erste Roman, den Beckett auf Französisch geschrieben hatte.
Häufig falsch wurde Beckett dem sog. "Absurden Theater" zugeordnet. Beckett hat ein klares Weltgefühl artikuliert, das Zeigen einer Stagnation, das allerdings im Gegensatz zur Euphorie des Wiederaufbaus stand. Ein strenges Formbewusstsein verdeckt einen brodelnden Vulkan, sein Werk ist ehrlich, nackt, durchsetzt mit Schalk - und voller Mitgefühl.
Beckett über seine Arbeit: "Meine Theaterstücke sind nur Spiel. Erst andere haben daraus Ernst gemacht. Ich habe keine Lösungen. Wenn ich lese, was ich geschrieben haben soll, verstehe ich kein Wort".